Von Auszeichnungen mittelständischer Unternehmerleistungen und einem kleinen Bäumchen
Verehrte Leserinnen und Leser dieses Blogs, ich freue mich Ihnen meinen heutigen Gast für ein Interview vorzustellen. Es ist Dr. Helfried Schmidt. Der diplomierte und approbierte Mathematiker ist einer der Geschäftsführer der OPS Netzwerk GmbH und entwickelte einen der bedeutensten Wirtschaftpreise, den: „Großer Preis des Mittelstands“.
Drei Jahre nach der Wiedervereinigung erblickte dieser resonanzstärkste Mittelstandswettbewerb Deutschlands das Licht der Welt und das in Leipzig. Die ersten acht Jahre nur für die Neuen Bundesländer. Im Jahr 2002 hatte sich der „Große Preis des Mittelstands“ so entwickelt, dass er von den Machern bundesweit ausgeschrieben wurde. Im Jahr 2012 verzeichnete der Mittelstandspreis über 3.000 nominierte Firmen.
Der Wettbewerb würdigt die Schlüsselrolle des Mittelstandes in unserer Wirtschaft.
Er zeichnet Firmen aus, die in ihrem unternehmerischen Umfeld herausgerade Leistungen vollbringen und die sich für die Gemeinschaft engagieren. Ein Unternehmen kann nur auf Basis eines Vorschlags, beispielsweise von Kommunen, Kammern, Unternehmen und Bürgern, nominiert werden.
Mehr als 200 Persönlichkeiten arbeiten in der vollständig ehrenamtlich organisierten und ausschließlich privat finanzierten Institution mit. Dafür verlieh der Ministerpräsident Prof. Böhmer Dr. Helfried Schmidt im Auftrag des Bundespräsidenten Horst Köhler im Herbst 2008 das Bundesverdienstkreuz. Und das vor sechshundert geladenen Gästen.
Dr. Schmidt und mich führte wie oft in meinem Leben eine Fügung zusammen. Diesem Zufall bin ich unglaublich dankbar. Ich schätze an Ihnen, lieber Doktor, was vielen erfolgreichen Menschen zu eigen ist: Sie sind jemand, der in großen Maßstäben denkt, dabei nie die Bodenhaftung verliert und seinen Mitmenschen auf Augenhöhe begegnet. Für mich sind Sie ein Macher, der Visionen entwicklen und sie Realität werden lassen kann. Jemand, der mit Stil, Charme und Esprit seinem Lebenswerk Nobeles einhaucht.
In diesem Sinne ist es mir ein Vergnügen nun Ihre tiefsinnigen Antworten auf meine Fragen in meinem Blog präsentieren zu dürfen:
Erste Frage: „Warum tun Sie, was Sie tun?“
Jeder Mensch findet, irgendwann zwischen dem 15. Und 40. Lebensjahr, seinen eigenen Weg und versucht, die Talente und Neigungen, mit denen er geboren und zu denen er erzogen wurde, mit den Geschehnissen zusammen zu bringen, die ihm im Laufe des Lebens „wiederfahren“. Günstigstenfalls, ergibt sich daraus stets ein Muster des sukzessiven Aufwärts und Vorwärts. Dabei bleibt dennoch jeder Weg einmalig wie ein individueller Fingerabdruck. Wem das misslingt, der lebt meiner Meinung nach traurig.
Meinen Weg habe ich im Alter von 37 Jahren gefunden, als ich 1994 begann den Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstands“ zu entwickeln und vier Jahre später die Oskar- Patzelt- Stiftung gründete. Rückblickend betrachtet, glaube ich, dass alles was ich vorher gemacht habe, eine Hinführung auf meinen heutigen Lebensinhalt war.
Ich denke, dass ich das, was ich tue, besser kann als anderes. Mir liegt die Verflechtung volks- und betriebswirtschaftlicher Sichtweisen. Das hat mit meiner eigenen Biographie zu tun, mit meiner Leidenschaft nachzufragen, hinter die Dinge zu sehen. Mich niemals mit vorgegebenen Antworten zufrieden zu geben. Damit komme ich der typisch mittelständisch -unternehmerischen Lebensweise näher als jemand, dessen Herkunft das Steuerrecht oder die klassische Volkswirtschafts- oder Betriebswirtschaftslehre ist.
Mich treiben meine Leidenschaft und meine innere Überzeugung an. Ich konnte mich noch nie für etwas „erwärmen“, für das ich nicht auch „brennen“ konnte. Wer nur schaffen MUSS, ohne zugleich schaffen zu WOLLEN, endet in Resignation oder Burnout.
Ich plädiere für Begeisterung.
Deswegen investiere ich meine Kraft nur in Aufgaben, die ich gern und enthusiastisch erledige. Die Energie, die ich hineingebe, kehrt immer wieder zu mir zurück. Das hängt nicht davon ab, ob ich „Erfolg“ habe. Sondern das hängt davon ab, dass ich an meinen eigenen Weg glaube und WÄHRENDDESSEN Glück und Erfolg empfinde. Im positiven Fall stellt sich DANACH auch Erfolg ein. Doch das geschieht selbst dann nicht zwangsläufig, wenn ich alles „richtig“ gemacht habe. Das Leben ist Rhythmus. Auf und Ab. Tag und Nacht. Erfolg und Korrektur.
Unser Ziel war und ist es, den Menschen, die den unternehmerischen Mittelstand
ausmachen, die ihn täglich umsetzen, mehr Achtung, Respekt und Anerkennung entgegen zu bringen, als ihnen von unserer Gesellschaft zugestanden wird. Von Churchill stammt der Spruch:
„Manche sehen im Unternehmer einen räudigen Wolf, den man erschlagen muss, für manche ist die Kuh, die man immer melken kann. Nur wenige erkennen in ihm den Gaul, der den Karren zieht.“
Darum geht es. Wir brauchen eine neue Kultur der Selbständigkeit und dafür engagiert sich die Oskar – Patzelt – Stiftung, die mittelständisch- unternehmerische Leistungen mit dem „Großer Preis des Mittelstands“ auszeichnet, wertschätzt und für die Gesellschaft sichtbar macht.
Zweite Frage, Herr Doktor: „Was ist der Sinn des Lebens für Sie?“
Wir alle werden in ein Leben hineingeboren, dass uns individuell besondere Chancen einräumt, weil jeder in sich ein unendliches Potenzial trägt. Eine Kraft, die zur Entfaltung drängt, wie der Samen zum Keim.
Das Potenzial hängt von der genetischen Ausstattung eines Menschen, von seiner Erziehung, von seiner Umwelt ab. Seine Chancen verändern sich mit der Umwelt und im Laufe des Lebens. Jeder Mensch kann immer wieder sagen: Heute ist der erste Tages meines künftigen Lebens. Jeder kann – in den Grenzen, die ihm individuell möglich sind – immer wieder neue Entscheidungen treffen, kommunizieren und handeln. Meiner Überzeugung nach ist niemand seinem Leben völlig ausgeliefert, zu keinem Zeitpunkt. Dies kann man sehr schön bei Viktor Frankl studieren, der seine Eindrücke und Erfahrungen in den Konzentrationslagern in dem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ verarbeitete.
Der Sinn des Lebens ist daher für mich die Entfaltung meines Potentials.
Dabei entstehen unvermeidlich Konflikte: zwischen mir und meinen Mitmenschen, sowie mit anderen Subsystemen unserer Mutter Natur.
Diese können auf verschiedene Weise gelöst werden: konflikt- und opferreich; oder kultiviert, nachhaltig und ressourceneffizient.
An der Frage, wie wir miteinander und mit unserem Potential umgehen sollten, entbrennen Diskussionen und Auseinandersetzungen auf individueller Ebene. Ebenso wie in Familien, Gruppen und Staaten. Diese kultiviert zu lösen, gehört für mich ebenso zum Sinn des Lebens.
Insofern sind für mich die Begriffe „Aufgabe“, „Chance“ oder „Lebenswerk“ am ehesten Metaphern, die den Sinn des Lebens beschreiben können.
Mit „Aufgabe“ meine ich die mehr oder weniger bewusste Entscheidung eines Menschen, für sich selbst aus diesen Chancen einzelne auszuwählen, auf die er sich konzentrieren will, um eine individuelle „Spur“ im Leben, in der Welt zu hinterlassen. Dabei ist mir Martin Luthers Spruch eine Richtschnur:
Mit Lebenswerk meine ich das Resultat des täglichen Bemühens um Erfüllung meiner Aufgaben in Ausschöpfung der Chancen.
Und nun zur dritten Frage: „Wie wollen Sie erinnert werden?“
Ich möchte als Mensch in Erinnerung bleiben, der sich strebend stets bemüht hat und der hoffnungslos optimistisch war. Der aus den Herausforderungen des Lebens lernen konnte. Jemand, der ein wenig mehr Licht in die Welt bringen wollte und dabei erfolgreich war. Jemand, der in der Summe seiner Tage letztlich mehr Gutes als Schlechtes gestiftet hat. Jemand, der im umfassendsten Sinne des Wortes Werte gelebt, erhalten und vermehrt hat.
Verehrter Dr. Schmidt. Ich danke Ihnen für Ihren Beitrag, für Ihr Sein und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für Ihre Profession. Möge Ihnen daraus immer währende Zufriedenheit erwachsen. Bleiben Sie gesund und so wie Sie sind!
Weiterführende Links
„Großer Preis des Mittelstands“
Die Oskar – Patzelt – Stiftung in der Wikipedia
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