„Sterben ist garnicht so schlimm.“ (Tamme Hanken)
Unser letztes Sterben soll also ganz einfach sein…
wie mir gerade ein mich tief berührender Youtube-Beitrag vermittelte, den ich mir so morgens um vier Uhr anschaute. Das hört sich doch entlastend an. Es ist einer der liebevollsten und wärmsten Gedenkbeiträge, die ich je gesehen habe. Tamme Hanken, war einer der großen Heiler unserer Zeit, der im Jahre 2016 an Herzversagen gestorben ist.
Was für eine Tragik!
In Ostfriesland wird die Berufung des XXL Friesen auch Knochenbrecher genannt. Diese Gabe vererbt sich Generationen überspringend auf die Nachkommen. Knochenbrecher sind excellente Beobachter und erspüren intuitiv wo ein Mensch oder ein Tier blockiert ist. Dann heilen sie Mensch und Tier mit bestimmten, von außen wie alle Knochen eines Lebenwesens brechend wirkenden Behandlungen. Wegen seines großen Wissens und seiner außerordentlichen Begabung ist der Pferdeheiler heute in der ganzen Welt bekannt. Tamme Hanken hat darüber ein Buch geschrieben:
„Das Glück der Pferde in meinen Händen“
indem er als Pferdeheiler seine Erfahrungen schildert. Unter anderem schreibt er:
„Die Kunst des ‚Nervenfühlens‘ liegt mir im Blut, schon seit Generationen ist unsere Familie für diese Begabung bekannt. Wie ein Scanner gleiten meine magischen Hände über den Körper der Tiere, und oft habe ich da noch Erfolg, wo die klassische Veterinärmedizin nur noch einen Ausweg weiß: den Gang zum Schlachter. Ich taste, fühle, stretche und massiere – das sind die Mittel, mit denen ich vielen Pferden geholfen habe.
Außerdem habe ich viele alte Heilrezepte meiner Familie bewahrt, in denen es viele Tipps und Tricks gibt, die nur in meinem Archiv zu finden sind. Wir haben eine Pferde-REHA aufgebaut, die dem Wohl der Vierbeiner dient. Wir verpflegen die uns anvertrauten Pferde erstklassig medizinisch und heilpraktisch. Auch ein Hufschmied unterstützt uns.“
Doch der Pferdeheiler hat aus Liebe zu den Tieren auch alte Heilrezepte seiner Familie gesammelt, kennt Tipps und Tricks, die man in anderen Pferdebüchern vergeblich sucht, und hat eine Pferde-REHA aufgebaut, die dem Wohl der Vierbeiner dient. Dort werden Pferde erstklassig verpflegt, medizinisch und heilpraktisch versorgt, von einem Hufschmied betreut – und sie haben Familienanschluss.“
Als ich den Beitrag sah, der ursprünglich in der Sendereihe – Menschen hautnah- lief, fielen mir Gedanken von Martin Luther ein.
„Das, was wir am Besten predigen, ist das, was wir zutiefst zu lernen haben.“
Tamme Hanken hatte goldene, zarte Pranken von der Größe von Schöpfkellen. Mit ihnen heilte er über die Jahre weltweit ungezählten Menschen und Tiere. Doch seine persönlichen Baustellen blieben ihm verborgen. Mehrmals ist Tamme Hanken zum Ende seines Lebens hin umgefallen und war für Stunden in einem Zustand zwischen Leben und Tod. Er war allein und niemand kam zu Hilfe. Stunden später wachte er dann auf. Er war in Behandlung, lebte davon Tiere auf seinem Hof in Reha zu nehmen und lehnte Reha für sich ab. Seine Frau Carmen beschreibt ihn als einen, der immer mehr Ideen hatte, die er umsetzen konnte. Einer, der zu einem Rastlosen geworden ist. Der allen geholfen hat, außer sich selbst.
Das Herz, medizinisch ein Muskel, spirituell das Zentrum der Liebe.
Trotz allem war Tamme Hanken immer auf Tour, immer in Aktion. Immer im Ausleben seines männlichen Pols. Zu dem Tierarzt des Hofes sagte er in Folge dieser Erlebnisse:
„Sterben ist garnicht so schlimm.“ …
Eine alte indianische Weisheit sagt, dass unsere Seelen wissen, wann wir sterben. Mutmaßlich ahnte er das und lebte deshalb so intensiv. Trotz des Rates des Arztes, sich zu schonen und eine Reha zu machen, arbeitete er weiter sein stringentes Pensum. Sein Herz versagte seinen Dienst. Dieses Mal wurde er gefunden, reanimiert. Doch sein Herz war wohl zu geschwächt. Die Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Tamme Hanken verstarb im Jahre des Herrn 2016.
Ich habe selten einen so hautnahen, berühenden und liebevollen gedenkenden Blick auf einen Menschen gesehen und gehört. Den Hut ziehe ich vor seiner Ehefrau Carmen, die sein Lebenswerk fortführt. Sich mit weiblichem Blick focusiert auf das ganz eigene. Es sind die Töne zwischen den Zeilen, die beühren. Die von ihren eigenen Ahnungen erzählen und Tammes Worte wieder geben:
„So alt wie du werde ich nicht werden.“
Eine Frau, die ihren Mann so nimmt, wie er war. Ohne wenn und aber … hätte, wäre … Er war wie er war. Das nenne ich Größe. Prominete Persönlichkeiten geben ihre Blickwinkel auf einen leidenschaftlichen, humor- und liebevollen Menschen ein und entwerfen damit ein Monumentalgemälde eines Menschen, der in allem XXL war.
[Leider ist dieser Beitrag aus dem Kanal entfernt worden.]
Weiterführende Links
Tamme Hanken
Das Glück der Pferde in meinen Händen
„Kunstvoll Abschied nehmen – vom Sterben im Leben und im Tode“
Ein Fachbuch fürs Leben
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