„Requiem für Luise oder Erinnerung ist ewige Gegenwart“ (2)

wie im ersten Teil angekündigt, lesen Sie heute wie es weitergeht mit der Geschichte der ersten Königin der Herzen.

Ihre Majestät, Königin Lusise von Preußen war eine …

Eine gute Mischung aus königlichem Blut, Geist, Gespür und Lebensfreude
Fünfzehn Jahre wirkt die Königin. Chronisten teilen diese Zeit in zwei Abschnitte. Die stillen Jahre und die bewegten Jahre.
Die stillen Jahre waren diejenigen, in denen sich die Königin in ihr entfaltete. Louise reiste viel, widmete sich mit Hingabe den schönen und bildenden Künsten. Das in Jugendjahren gehegte Desinteresse an der Aneignung von Wissen, wandelte sich.

Mit nie versiegender Freude, Einfühlungsvermögen und Begeisterung füllte sie ihre Kenntnisse auf und erwarb einen Schatz inneren Bildungsreichtums. Ihr zur Seite standen dabei ihre Freundin von Berg, ihr Bruder Georg und Ratgeber wie Karl August von Hardenberg und Wilhelm von Humboldt.
Die Mischung dieser Einflüsse stärkte ihren Geist, formten eine Persönlichkeit, die sich heraus nahm die strenge Etikette bei Hof zu brechen und die sich trotzdem in demütiger Zurückhaltung üben konnte.
Erschufen eine Frau, die eine Brücke zwischen dem abgelebten Zeitalter des Barocks hin zum modernen Klassizismus schuf. Die sich aus der scheinbar in anderen Sphären lebenden Klasse der Adligen mit ihrem ganzen Sein dem Bürgertum und damit den sich leise ankündigenden gesellschaftlichen Umbrüchen annäherte.
Königin Louise wurde die wahre Herrscherin der Preußen an der Seite ihres unsicheren Gatten Friedrich- Wilhelm III.
In der Auseinandersetzung mit ihren klugen Ratgebern entwickelte sie sich zu einem Menschen, der die Bildung, das Militär und die Verwaltung mit Hilfe ihres Staatskanzler, Karl August von Hardenberg, erneuerte.  Umgesetzt wurden die Reformen nach ihrem Tod. Während ihrer Regierungszeit liberalisierte sich der Umgang mit den Juden, besonders durch das sogenannte Judenedikt.
Die Seele der Königin Louise von Preußen besaß allerdings viele weitere kostbare Facetten, die bis in die heutige Zeit hinein strahlen. Sie suchte und fand die Nähe zu Künstlern ihrer Zeit, ließ sich inspirieren von Begegnungen wie der mit den Schriftstellern Heinrich von Kleist und mit dem von ihr verehrten Friedrich Schiller. Die Herrscherin  entdeckte in der Nähe dieser Kunstschaffenden ihre eigene künstlerische Seite und lebte sie in der Gestaltung des Hoflebens aus. Selbiges fand im Sommer in Oranienburg, Charlottenburg und Paretz statt.

Schloss Charlottenburg, Foto: SILL Lichttechnische Gesellschaft

Die Königin selbst organisierte die Festlichkeiten bei Hofe. Es wurde musiziert, exquisit getafelt und aufgespielt. Eines dieser Schauspiele war Daedalus und seine Statuen, im letzten Jahr erstmals seit damals wieder von den „Höfischen Festspielen Potsdam“ e.V. aufgeführt.
Seinerzeit besetzte Louise eine der Hauptrollen und brachte sich mit vielen kritischen Hinweisen ein.
Mit ihren Gaben wirkte sie in viele Bereiche ihres Alltags, beeinflusste mit stilsicherem Gespür die Architektur und die Mode im ausgehenden 18. und anfänglichen 19. Jahrhundert. Weg von überladenen, von Gold und Zierrat prunkenden Kleidern, Gebäuden und Räumen, hin zu luftigen Bauwerken und Bekleidungen, die Körper und Geist Raum zum atmen gaben. Sie ging mit leuchtendem Beispiel voran, erschuf mit Hilfe des Architekten Gilly in Paretz ein einmaliges Dorfensemble, das sowohl in der Schlossgestaltung als auch in den Anwesen der Menschen von der klaren und schlichten Schönheit des Klassizismus geprägt ist. Wie die First Ladys unserer Zeit wurde die Königin der Preußen zur Stilikone, deren romantisch – verspielte Kleider in der damaligen Zeit oftmals wie ein Hauch von nichts wirkten.

Wie oft im Kreislauf der Zeit, wendeten sich die Zeiten
Napoléon überrannte mit seinen Kriegen Europa, zwang Friedrich Wilhelm III. und seine Königin Louise mit ihren Kindern ins Exil nach Königsberg.
Die bewegten Jahre begannen.
Die Königin erkrankte.
Doch kaum war Louise genesen,  suchte sie in Lazaretten und Feldlagern der russisch- preußischen Armee Soldaten und Verwundete auf, um Mut zuzusprechen. Stand, wie man sich erzählt, geschützt, doch sichtbar am Rande von Schlachtfeldern, um den Söldnern den Rücken zu stärken.
Napoléon war ihr in seiner Borniertheit, sich selbst zum Kaiser zu krönen, mit dem was er tat und in seinem ganzen Sein eigentlich zuwider. Doch um zu intervenieren, rang sie sich zu einem Bittgang gegen ihren ärgsten Feind durch. Der russische Zar und ihr Ehemann glaubten, Louise könne ein Zünglein an der Waage bilden. Leider scheiterte der Versuch. Doch alle Menschen, die davon hörten, rechneten ihr das „über den eigenen Schatten springen können“, wenn es um etwas Größeres als die eigene Persönlichkeit geht, hoch an.
1809 erlaubte Napoléon dem Königspaar die Rückkehr an den preußischen Hof. Die Vormachtstellung Preußens in Europa war damit gebrochen.
Im Programmheft „Requiem für Louise“ lese ich:

„Als König Friedrich Wilhelm III. und Königin Louise am 23. Dezember 1809 nach mehrjährigem Exil nach Berlin zurückkehrten, wurden sie von den Bürgern der Stadt jubelnd empfangen. Die von den Wirren der napoleonischen Kriege gebeutelte Bevölkerung setzte ihre Hoffnung auf Frieden vor allem in die Königin. Ihrem mutigen, gewinnenden Auftreten trauten sie dabei mehr zu als dem zögerlichen Handeln ihres Königs. Niemand konnte damals ahnen, dass dies der letzte große öffentliche Auftritt der Königin war.“

Fast vier Jahre sollte es noch dauern, bis der entscheidende Feldzug, die Völkerschlacht bei Leipzig, die Wende in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 in der bis dahin größten Schlacht der Weltgeschichte brachte. 600.000 Soldaten aus 130 Nationen vertrieben Napoleon und seine Truppen endgültig aus dem Römischen Reich Deutscher Nationen. Der Legende zufolge gelang den Truppen der Sieg auch, weil sie sich der himmlischen Unterstützung  der einstigen preußischen Königin gewiss waren…

Hier geht es zu Teil 3 der Geschichte …

(Quellen: Wikipedia.de; Höfische Festspiele Potsdam; www.preussen.de; www.königin-luise.de; Königin Louise v. Preußen – Briefe & Aufzeichnungen 1786-1810, Hrsg. Malve Gräfin Rothkirch, München 1985)

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