„Requiem für Luise oder Erinnerung ist ewige Gegenwart“ (1)

dieser Gedanke des Philosophen Novalis, eigentlich von Hardenberg und Verwandter des von Königin Luise geschätzten Karl August von Hardenberg, verinnerlichte sich mir, während ich mich in eine Aufführung der Höfischen Festspiele Potsdam: „Requiem für Luise“, im Sommer 2011 versenkte.
Die Seelenmesse wird in der  „Königin Luise Gedächtniskirche“ in Berlin zelebriert. Geweiht in Erinnerung an den 100. Todestag Ihrer Königlichen Majestät Luise von Preußen. Ein heller, aufstrebender neobarocker Rundbau, dessen Grundriss achteckig ist und damit ein so genanntes Oktagon bildet. Prägnantes Merkmal der Kirche ist ihre Kuppel, die im Volksmund die Käseglocke genannt wird. Der sakrale Bau ruht auf dem Boden der Roten Insel. Genannt so, weil dort einst die Kaisertreuen und die Sozialdemokraten aufeinander prallten…

Besuchern öffnet sich die evangelische- lutherische Kirche über ihren schlichten Haupteingang und gibt den Blick auf einen modern eingerichteten Altar mit Edelstahlfuß und einem mannshohen Holzkreuz frei. Ein bleiverglastes Fenster illuminiert den Raum. Das Licht reflektiert sich an den weiß gestrichenen Wänden und lässt sie dadurch noch heller erscheinen.

Während meine Blicke durch die ansonsten für evangelische Kirchen
typische Schmucklosigkeit des Raumes gleiten, füllt sich der Ort des Gedenkens in einer dem Anlass entsprechenden ruhigen Athmosphäre. Raschelndes Papier erzählt von sich ins Programm vertiefenden Menschen. Auch meine Aufmerksamkeit wandert über das aufwendig hergestellte grünbandige Programmheft, bleibt an Namen, von denen mir die meisten wenig sagen, hängen.

Mich vertiefend lese ich:

„Die Veranstaltung dauert 75 Minuten.Wir danken für Ihren Applaus am Ende der Veranstaltung.“

Das gefällt mir, denn es läßt sowohl den Künstlern als auch uns Zuschauern Raum um in gesammelter Konzentration in die Athmosphäre des Augenblicks einzutauchen. Beeindruckt nehme ich beim Studieren des Programms wahr, wie viele Menschen an der Totenmesse beteiligt sind:  Drei Chöre, wie: der Ökumenische Chor Babelsberg;  die Mitglieder des Jugendchores Hermannswerder, das Collocium Potdam und viele Solisten. Während ich vor mich hin studiere, fällt mir ein Satz von Kaspar von Erffa, dem geschäftsführenden Vorstand und Regisseur dieser jungen Festspiele, ein:

„Den Gedanken der Höfischen Festspiele teilen wir mit einigen. Unsere Spezialisierung jedoch ist die genaue Recherche und die Aufführung an historisch belegten Orten in der einmaligen Weltkulturerbelandschaft der preußischen Schlösser, Gärten und eben auch Kirchen. Und das mit den damals bei Hofe bekannten Komponisten.“

Wieder vertiefe ich mich in den Ablauf der nächsten ein und einer viertel Stunde und lese:

„Das heutige Programm präsentiert ein Jahr nach dem 200. Todestag von Königin Luise eine Auswahl dieser Texte und Kompositionen und wagt den Versuch einer zeitgemäßen Gedenkfeier anhand der Quellen von damals. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Werken, die unter dem unmittelbaren Eindruck von Luises Tod entstanden sind, denn schon bald setzte die Instrumentalisierung von Luises frühem Tod ein. Gerne hätten wir das gesamte „Te Deum“ von Luises Hofkomponisten Vincenzo Righini aufgeführt, welches er zu ihrem letzten Geburtstag am 10. März 1810 komponiert hat. Doch es fehlt geeignetes Notenmaterial. Stattdessen hören Sie nun Joseph Haydns „Kleine Orgelmesse“, die uns zeitlich wie atmosphärisch sehr passend schien. Zudem führen wir mit Righinis „Requiem a cappella“ sowie Auszüge aus einer Kantate von Georg Abraham Schneider zwei Musikwerke auf, die eigens zu den Trauerfeierlichkeiten für Königin Luise entstanden sind und hierzulande seitdem wohl nie wieder zu Gehör gebracht wurden.“

Wohl oder gerade deshalb werden uns neben den musikalischen Werken während der Trauerfeier, am  Grabe und im Gedenken auch Texte  präsentiert. Passagen aus den persönlichen Aufzeichnungen Friedrich Wilhelm III. und Reflexionen von Zeitgenossen wie beispielsweise Charles Simon Catel, Susanne von Bandmeiner Clemens Brenato, Friedrich Dunker und Theodor Körner. Sie erzählen über das Leben und Sterben der in ihrem 36. Lebensjahr verstorbenen Königin Luise von Preußen.

Wer war diese Monarchin, um die sich schon zu Lebzeiten Legenden bildeten?

Luise von Preußen, Foto: Preußen.de

Und wer war diese Frau, deren Mythos sich durch zwei Jahrhunderte rankt und die mit ihrem Sein zum Trendsetter ihrer Zeit wurde, deren sanftmütiges  Lächeln noch heute aus ihren Büsten herausstrahlt und der es gelingt, in unsere heutige Zeit hinein zu wirken. Wie beispielsweise in die Höfischen Festspiele Potsdam e.V.
Geboren als eine von Mecklenburg-Strelitzin in Hannover, wuchs Luise nach dem frühen Tod der Mutter mit ihren Geschwistern bei der Großmutter in Darmstadt  auf und wurde gemeinsam mit ihnen unterrichtet. Sie glänzte als junge Maid eher durch Mittelmäßigkeit. Verlebte alles in allem eine ruhige Kindheit, war für jeden Unfug zu haben und besaß ein heiteres Wesen. Eine ihrer Biographinnen, Gertrude Aretz, schreibt 1928:

 „Im Hause ihrer Großmutter in Darmstadt veranstaltete sie einigen Wirbel. Sie konnte im Gegensatz zu dem nüchternen, trockenen Wesen Friedrich Wilhelms schelmisch, lustig und  ausgelassen wie ein Kind und zu allen bösen und guten Streichen aufgelegt sein. Aber das rein Menschliche und Herzliche war in ihr wunderbar mit Vornehmheit vereint.“

Reisen unterbrachen den Alltag, zum Beispiel zur Krönung Leopolds II. zum Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nationen oder zur Krönung Franz II. Das war der Tag, an dem die anmutige junge Dame mit den strahlenden blauen Augen ganz hoch offiziell in die Gesellschaft eingeführt wurde.  Einige Zeit später wurde die mecklenburgische Prinzessin Friedrich Wilhelm vorgestellt, der seine Braut unter den Schwestern erwählen durfte. Er entschied sich für Luise, machte sie zur Königin der Preußen…

Hier geht es zu Teil 2 der Geschichte …

(Quellen: Wikipedia.de; Höfische Festspiele Potsdam; www.preussen.de; www.königin-luise.de; Königin Luise v. Preußen – Briefe & Aufzeichnungen 1786-1810, Hrsg. Malve Gräfin Rothkirch, München 1985)

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