Meine Lebensaufgabe sehe ich darin, die Welt lebenswert und wertschätzend zu gestalten

Heike Eberle ist mir mit Ihrem offenen Lachen, das mitten aus Ihrem Herzen zu kommen scheint, auf Twitter aufgefallen. Gleichzeitig hatte ich den Impuls: „Ruf doch dort mal an.“ Damals schrieb ich gerade an einem Beitrag über den Nutzen von Firmenchroniken in der Unternehmens- nachfolge und dachte:  „Es wäre doch toll, jetzt mal einen Nachfolgerer als Nutznießer einer solchen Firmenchronik  zu interviewen. Mir fehlte bei dem Anruf allerdings die Vorstellung, dass Frau Eberle, genau die Gesprächspartnerin war, die ich finden wollte.

Nach dem ersten anregenden Gespräch vereinbarten wir einen Interviewtermin für meinen Beitrag auf  dem Wirtschaftsportal „Wirtschaft Südwest“.  Frau Eberle, die diplomierte Betriebswirtin und Qualitätsmeisterin,  reflektierte was ihr die Beschäftigung mit der Historie von „Eberle-Bau“ – Landau gebracht hat. Voller Respekt hörte ich der Frau, die eine von drei Prozent Chefinnen in Deutschlands Baugewerbe sein wird, zu…

Wertstabil bauen und sanieren

„Eberle-Bau“ Landau, nominiert für „Großer Preis des Mittelstands“ 2011

und sich für das Umfeld zu engagieren, in dem die Firma agiert, dafür steht das traditionsreiche Haus „Eberle – Bau“, Landau. Die damit verbundene unternehmerische Leistung wurde mit einer Nominierung für den „Großer Preis des Mittelstands“ geehrt. Dieser Wirtschaftspreis ist die begehrteste  Trophäe unter den 500 deutschen Wirtschaftspreisen.

Über den mittlerweile viel beachteten Beitrag –  Firmenchroniken unterstützen sanfte Übergänge in der Unternehmensnachfolge – im Rahmen eines Spezials auf dem Portal  „Wirtschaft-Südwest.de“  hinaus habe ich in der sympathischen Herzblutunternehmerin Heike Eberle einen mich bereichernden Kontakt gefunden.

In diesem Sinne freue ich mich, Ihnen heute den Gast-Beitrag von Heike Eberle vorstellen zu können und wünsche Ihnen Muße, sich in die Antworten auf meine Fragen  zu vertiefen.

 

Was bedeutet es für Sie, liebe Frau Eberle, „Eberle – Bau“, Landau in dritter Generation zu übernehmen?
Manche Menschen denken bei einem Unternehmen der dritten Generation: „Oh, die dritte Generation. Wer weiss, was das wird!?“ Warum sagen diese Menschen das? Mutmaßlich, weil in deren klugen Köpfen das Vorurteil herumgeistert:  „Die erste Unternehmergeneration baut ein Unternehmen auf, die Zweite verwaltet es und die Dritte fährt den Karren in den Sand.“
Ich denke und fühle anders. Ich habe die kreative Kraft in mir, das, was mir zur Verfügung gestellt wird, weiter voranzutreiben. Es ist meine Vision, unser Unternehmen – „Eberle – Bau“, Landau – mit neuen Werten und Ideen anzureichern. Gleichzeitig die alten, grundsätzlichen und uns allen selbstverständlichen Werte  wie:

Wertschätzung, Ehrlichkeit, Anstand, Vertrauen, und Verlässlichkeit.

zu wahren. Auf diese Weise lebt die Tradition meiner Altvorderen weiter. Darauf bin ich sehr stolz. Das Erbe, das mir hinterlassen wurde, bestehend aus:

Wertstabilem Bauhandwerk, zufriedenen Kunden und einer gut ausgebildeten Baumannschaft

schenkt mir Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Ich bin dankbar für das, was in meine Hände gelegt wurde, damit ich es mit meinem Willen und meinen anspruchsvollen Zielen forme, gestalte und weiterführe.
Als ich bei uns vor ca. 10 Jahren einstieg, habe ich die gleichen Fehler gemacht, wie sie viele Uni-Absolventen typischerweise machen. Ich dachte, ich könnte diese tollen Studien und Lehren 1:1 in der Praxis anwenden. Ein großer Irrtum. Anfänglich beherrschten die Zahlen mein Tun. Außerdem glaubte ich, mit Boxhandschuhen meine Ziele bei den Mitarbeitern durchsetzen zu können. Mittlerweile weiß ich, dass die Firmenwelt andere Gesetze hat und jede Branche nochmals ihre Eigenen. So habe ich viel dazugelernt und weiß, dass ein wertschätzendes Miteinander für mich das wichtigste Gut ist. Diese veränderte Einstellung macht mein Leben einfacher und glücklicher.

Welchen Stellenwert hat das Abschiednehmen – das Sterben im Leben – in Ihrem unternehmerischen Alltag?
Abschied nehmen, damit verbinde ich das Loslassen. Es gibt viele Unternehmenssituationen, in denen jeder von uns immer wieder loslassen muss. Von gewohnten Abläufen; von loyalen Mitarbeitern; von ausgedienten Maschinen; von überholten Softwaremodulen; von verärgerten Kunden; von angebahnten und dann doch abgesagten Aufträgen und von überholten Entscheidungen.
Dieses Loslassen geschieht manchmal in unserem überhektischen Alltag stündlich. Wird aber von mir in dieser Deutlichkeit oft verdrängt. Mir wird in dieser Minute erst richtig bewusst, wie oft ich täglich Gesagtes, Geschriebenes, Gedachtes loslassen muss, um meine Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was gerade ansteht.
So hält mich häufig der Gedanke fest, dass erhoffte Aufträge ausgeblieben sind. Erst vor ein paar Tagen hatten wir eine Ortsbesichtigung, wo wir uns schon des Auftrages sicher waren. Und dann kam die ernüchternde Absage und ich frage mich: „Woran hat es bei diesem Bauherrn gelegen?“ Auch wenn Bauherren oft einen Grund für ihre Absage angeben, stecken häufig andere Gründe dahinter. Diesen Argumenten spüre ich nach, um in den Pudelskern vorzustoßen und aus der Absage für Künftiges zu lernen.
Ein anderes Beispiel fällt mir zu diesem Thema ein, dass sich vor zwei Tagen ereignete: Ein Einbruch in unsere Firma, der eine Riesen-Gerätelücke entstehen ließ und mich mehrere Stunden in eine hilflose und ohnmächtige Situation verfrachtete. Auch jetzt nach 48 Stunden bin ich immer noch tief betroffen und ich kann diese Straftat kaum fassen.
An diesen Beispielen erkenne ich, dass mir das Loslassen oft schwer fällt. Und trotzdem hat dieses Loslassen wiederum eine ganz andere Qualität wie der Verlust eines nahe stehenden Menschens.
Loslassen ist letztendlich eine starke menschliche Fähigkeit. Erst mit dem Loslassen haben ich wieder zwei Hände und meine Gedanken frei, um mich auf etwas Neues einzulassen. Loslassen ist für mich in allen Lebenslagen und in jedem Lebensalter wichtig, damit ich im Leben weitergehen und immer wieder Neues dazulernen kann. Gerade das empfinde ich als sehr wertvoll:

Lebenslanges Lernen.  

Wenn Sie wüßten, dass sich Ihr Leben in absehbarer Zeit seinem Ende zuneigt: Was würden Sie mit der Ihnen verbleibenden Zeit beginnen?
Oh ja, mit dieser Frage treffen Sie, Frau Wahle,  bei mir genau ins Schwarze. Denn als viel beschäftige Frau stelle ich diese Fragen lieber Anderen als mir selbst. Aber jetzt bin ich dran. Anstatt  Ausreden zu finden stelle ich mich meiner Sterblichkeit:

Heike Eberle, Foto PR Heike Eberle

„Ja, sterben ist tatsächlich das Einzige, was wir müssen. Alles andere, dazu haben wir die Wahl. Auch wenn das Leben manchmal anders aussieht.“  

So hatte ich vor 10 Jahren die Wahl: Eigene Firma oder Fremdfirma. Ich hätte meinem Vater knallhart ins Gesicht sagen können:

„Daddy, ich gehe meinen Weg, der leider anders aussieht als bei Dir in der Firma einzusteigen.“

Das habe ich unterlassen und rückblickend bin ich froh, dass ich mich für den Familienbetrieb entschieden habe. Mit allen Vor- und Nachteilen. Mit allen täglichen Kämpfen, die den Baualltag beschweren. Mit allen Familienauseinadersetzungen. Letztendlich habe ich mich persönlich weiterentwickelt. Meine  Erkenntnisse gebe ich heute gern an Handwerker und Handwerkerfrauen in Form von Coachings und Trainings weiter.
So würde ich kaum etwas ändern, wenn ich wüsste, dass meine Zeit begrenzt wäre. Bestenfalls würde ich mein Arbeitspensum zurückfahren, mir für bestimmte Aufgaben kluge Köpfe leisten und eine Kreuzfahrt mit meinem Seminarangebot anbieten. Eine Kreuzfahrt, bei der ich selbst Schönes erlebe, Sport treibe, mit netten Menschen die Zeit vertreibe. An gewissen Tagen halte ich dann Kurzseminare, um interessierten Menschen meine Gesinnung näher zu bringen. Schließlich sehe ich meine Lebensaufgabe darin, der Welt Gutes zu tun, sie wertschätzender und lebenswerter zu gestalten.

 

Vielen Dank, liebe Frau Eberle, für Ihren – den ersten – authentischen und gefühlvollen Gastautorenbeitrag.

 


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6 Antworten auf Meine Lebensaufgabe sehe ich darin, die Welt lebenswert und wertschätzend zu gestalten

  • Herzlichen Dank für die klaren und eindrucksvollen Aussagen zum „wertschätzenden Miteinander“. Leider kommt diese gegenseitige Achtung, der Respekt voreinander, vor den jeweils individuellen Erfahrungen und Lebenswegen, in unserer Gesellschaft häufig zu kurz. Ich freue mich über jeden Beitrag, der dem wertschätzenden Miteinander dient.

    • BiographinIW sagt:

      Sehr geehrter Dr. Schmidt,

      vielen Dank für Ihren reflektierenden Kommentar. Ich stimme Ihrer Aussage zum wertschätzenden Miteinander mehr als zu.
      „Eberle – Bau“, Landau ist ein Unternehmen, dass sich über drei Generationen wertschätzendes Miteinader zu eigen gemacht hat. Für mich beeindruckend, welchen Reifungsprozess Frau Eberle schildert und das die Unternehmenswerte sie schlussendlich formen.
      Möge sich in diesem Sinne Ihr Wunsch erfüllen und Sie mehr und mehr Beiträge zum wertschätzenden Miteinander hier und anderswo lesen oder von ihm hören.
      Mit guten Grüßen
      BiographinIW

  • Heike Eberle sagt:

    Liebe Frau Wahle,

    herzlichen Dank Ihnen für das Interview und die Umsetzung auf Ihrem Blog. Es hat mir große Freude gemacht, über Ihre sinnstiftenden Fragen nachzudenken.

    Herzliche Grüße
    Heike Eberle

    • BiographinIW sagt:

      Liebe Frau Eberle,

      kann ich nur sagen: „Gern geschehen und vielen Dank für Ihre aufrichtige Offenheit“

      Mögen wir in diesem Sinne weiterhin Gutes zum Wohle der Gemeinschaft stiften.

      Mit guten Grüßen
      BiographinIW

  • Heike Schauz sagt:

    Ein sehr authentisches und offenes Interview mit Heike Eberle. Ich habe diese ebenfalls in meinem Twitter-Netzwerk kennengelernt. Mir hat die Art, wie sie sich mit Service auseinandersetzt und Ihrer Sichtweise des „Miteinander“ so gut gefallen, das ich ihre Gedanken in meinem ersten Buch, das Ende November auf den Markt kommt, habe einfliessen lassen.

    Herzliche Grüße
    Heike Schauz

    • BiographinIW sagt:

      Liebe Frau Schauz,

      vielen Dank für Ihren wertschätzenden Kommentar und Ihre Reflexionen über Heike Eberle. Da sieht eine mal: „Was gut und richtig und wichtig ist, wird zueinander finden.“
      Für Ihr Buch wünsche ich Ihnen viel Erfolg.

      Mit guten Grüßen
      Biographin Irene Wahle

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