„Ich will Flügel, damit ich fliegen kann, wohin ich will“ (4)
Lesen Sie heute den letzten Teil über die Abschiedsfeier von der kleinen Lara. ( Hier geht es zu Teil 1 und zu Teil 2 und Teil 3)
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Mit den Worten
„ Und Gott dachte, es ist wieder einmal Zeit für ein ganz besonderes Kind“
beginne ich mein ehrendes Gedenken für die kleine Lara, lasse, während ich spreche, meine Blicke hin und wieder über die Trauergemeinde gleiten.
Spüre, wie sie noch stiller werden, lauschen und sehe sie hin und wieder bestätigend nicken, während ich die Lebensgeschichte einer ungewöhnlichen kleinen Persönlichkeit erzähle. Laras Großeltern sehe ich direkt vor mir, in der ersten Reihe vor mir, sitzen sehen. Laras Großvater Bruno hört in sich gekehrt zu, während Silvia die Verbindung zwischen unseren Augen hält und mir damit das Gefühl gibt, sie wolle mir jedes Wort von den Lippen ablesen.
Hin und wieder schaue hoch, sehe zu Sandra, die ebenfalls in sich gekehrt lauscht. Hin und wieder überzieht Sandras Gesichtszüge neben aller Trauer ein zartes Lächeln, während ich über Laras Streiche und Stärken, Begabungen, Gradwanderungen und ihre Standhaftigkeit spreche. Dieses Lächeln teilt sich bald im Kirchenraum unter den vielen Menschen, die in tiefes Nachdenken versinken, als ich zum Schluss im Namen von Sandra spreche und erzähle wofür sie und ihre Familie Lara dankbar sind.
Liebe Lara,
Ich bin dankbar dafür, dass du mich ausgesucht hast, deine Mutter zu sein. Du hast mein und unser aller Leben sosehr bereichert und uns viele Dinge gelehrt. Du bist ein Geschenk für uns alle gewesen. Du hast uns und allen, die dich kennen lernen durften, gezeigt was im Leben wirklich wichtig ist und das es müßig ist, sich mit Dingen aufzuhalten, die unwichtig sind. Du brachtest uns bei, trotz allem Spaß zu haben: zu lachen, zu singen, zu tanzen – eben einfach glücklich zu sein.
Liebe Lara, du hast vielen Menschen gezeigt, wie einfach es ist, ein Menschenleben zu retten. Darauf bin ich sehr stolz. Lara, ich denke, du hattest auf Erden einen himmlischen Auftrag und den hast du jetzt erfüllt. Kehre nun nach Hause, zu Gott zurück.
Jetzt geht es dir wieder gut, denn deine Seele ist frei. Du kannst wieder lachen, spielen, tanzen und all das tun, was dir Spaß macht. Sicher wirst du auch immer auf die aufpassen, die du in dein großes Herz geschlossen hast. Du kannst der Engel sein, der du immer sein wolltest und du kannst deinen Freund Timon treffen, der sicherlich schon auf dich wartet. Über kurz oder lang werden wir uns wieder sehen. Bis dahin wirst du in unseren Herzen wohnen.
Lara, du hast uns alle mit deinem inneren Licht berührt. Dieses Licht wird auf immer in unseren Herzen leuchten.
Danke Lara, danke dass du bei uns warst. Du bist hier, nur unsichtbar.
Deine Mama, deine Familie und alle die dich lieb hatten …
Meine Abschiedsrede beende ich mit einer Frage, die ich Sandra in unserem Gespräch gestellt habe:
„Glauben Sie, dass Lara den Kampf verloren hat?“
Nach langem Schweigen antwortete Sandra aus tiefem Herzen: Nein, denn jetzt erfüllt sich Laras tiefster Herzenswunsch:
„Mama, ich habe jetzt Flügel und kann fliegen, wohin ich will“
Mit der Pastorin hatte ich vorher unsere Texte abgestimmt, so dass ich nun meine Worte, ihre Worte und Gottes Worte reibungslos ineinander fügen. Die Pastorin spricht über Lara und ihre trostvolle Heilung in der jenseitigen Welt, um dann ihrer Predigt ein Fürbittgebet mit einem Vater unser anzuschließen. Ein kirchliches Lied oder ein Abendlied schreiben an dieser Stelle die Kirchenregeln vor. Gemeinsam stimmten wir nun:
„Lalelu, nur der Mond schaut zu.“
an. Es ist mein erster Gottesdienst, da ich zwar gläubig, aber konfessionslos bin. Ich erfahre zum ersten Mal hautnah wie die Kraft des Glaubens die Menschen einer Gemeinschaft trägt und sie verbindet. Die Pfarrerin spricht abschließend einen Segen, sagt, dass die kirchliche Feier jetzt zu Ende und das Laras Beisetzung morgen im engsten Familienkreise stattfindet.
Wer mag, kann später noch mal hereinkommen, um sich von Lara zu verabschieden. Viele Menschen, darunter auch unzählige Kinder, nehmen dieses Angebot dankbar an. Fröhlich trällert uns Prinzessin Lillifee ihr Lied von einer Cd entgegen, als wir gemeinsam nach draußen gehen, um Laras Seele Skyballons und gute Wünsche mit auf den Weg zu geben. Die Menschen nehmen sich Zeit zum hinausgehen, schauen dabei auf das mannshohe Plakat mit unzähligen Lara-Fotos mit den scheinbar 1000 Gesichtern des kleinen Persönchens und ihren kleinen Handabdrücken an.
Einige müssen warten, bis sie ihren Ballon steigen lassen können. In dieser Zeit kommt eine Frau, eine Krankenschwester von Lara, auf mich zu, fällt mir um den Hals und bedankt sich für diesen Abschied bei mir. Andere Menschen schließen sich an, wenn auch etwas distanzierter.Laras Freundin Lisa, die junge Frau die den Sarg bemalt hatte, kommt auf mich zu und sagt:
„Ja, genauso wie Sie es gesagt haben, war unsere Lara.“<
„Sie war da“,
flüstert mir Sandra leise zu. Viele Menschen bestätigen diesen Eindruck. Die tiefe Liebe, die die Menschen mit dieser kleinen rosaroten Glitzerfee verbindet, zog gefühlt die Seele dieses wunderbaren Wesens in unsere Mitte. „Auf das sie nun endlich“ wie Joseph Eichendorf sagte: „ihre Flügel ganz weit ausspannen konnte, um nach Hause zu fliegen“, begleitet von vielen funkelnden, segnenden Lichtern und den besten Wünschen.
Mitten hinein in den schönsten Sternenhimmel, den wir jemals gesehen haben.
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Weltweiter Gedenktag für verstorbene Kinder und Geschwister
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