Buchprojekte wie Jahrgangsweine reifen lassen
Die leidenschaftliche Liebe zum Schreiben und die Faszination den Dingen auf den Grund zu gehen sind der Motor meines Lebens. Ich möchte wissen, was es ist, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält. Antworten darauf finde ich in uns Menschen, vor allem in denen, mit denen mich Zufälle wie gefügt zusammen führen: in meinen Kunden.
Es fasziniert und begeistert mich, in den Geschichten, die in einer Biographie oder in einem Unternehmen verborgen ruhen, das Besondere heraus zu spüren. Und in diesem Sinne sehe ich die erste Begegnung mit meinen Kunden bis zur meist feierlichen Übergabe eines Buches wie einen Reifungsprozess hin zu einem guten Jahrgangswein. Ein Weg, der für beide Seiten Geduld, Zeit und Vertrauen erfordert.
Wenn Kunden sich entscheiden, mit mir zusammen zu arbeiten,
treffen wir uns, um die grundsätzliche Dinge und Zielvorstellungen festzulegen. Wenn wir in einem gemeinsamen Nenner zusammen finden, beginnt die Zusammenarbeit.
Meine Rolle ist die, die einst die ägyptischen Schreiber inne hatten. Die Menschen gingen zu diesen hochqualifizierten und angesehenen Fachleuten, um aufschreiben zu lassen, was sie anderen mitteilen wollten. Die ägyptischen Schreiber verstanden es sehr klar wieder zu geben was ist. Nuanciert setzten sie ihre Hieroglyphen, eine Vielfalt an Bildern, an die jeweiligen Adressaten. Vielleicht stammt daher der Ausdruck – Wortbild.
Es stand außerhalb ihrer Aufgabe, sich etwas auszudenken. Genauso arbeite ich im Großen und Ganzen, wenn ich als Auftragsbiographin tätig bin. Da aber seit damals viel Wasser den Berg hinunter geflossen ist, hat sich natürlich auch der Beruf von uns Schreiberlingen weiter entwickelt. Im Bereich Biographien, Lebens-Zwischen-Bilanzen und Firmenchroniken schreiben kommt die reflektierende Auseinandersetzung mit vergangenen Erlebnissen oder der Zukunft hinzu.
Beispielsweise im Entwickeln einer Lebens- oder Unternehmens-Vision. In den Interviews erzählen meine Kunden und ich höre aktiv zu. Hinterfrage Dinge, verweise auf das was sichtbar wird, als Anregung für meine Kunden. Oft nehmen diese Impulse dankbar auf und setzen sie um. Auf diese Weise kommen meine Interviewpartner sich selbst näher und damit immer intensiver in den Bereich ihrer Erinnerungen. Gemeinsam leuchten wir Erlebnisse aus, reflektieren und vertiefen sie so. Spannend sowohl für den Kunden als auch für mich. Denn es ist für mich immer wieder interessant zu erleben, wie durch den Außenblick der Biographin beim Kunden neue Erkenntnisse reifen. So arbeiten wir uns durch die vereinbarte Anzahl der Interviewstunden.
Im nächsten Arbeitsschritt werden die Gespräche
transkripiert. Das bedeutet, sie werden verschriftlicht. So können aus einer Interviewstunde schon mal 33
Seiten Text entstehen. Es wäre ja mehr als klasse, wenn die Biographierten mir die einzelnen Geschichten einfach in die Feder diktieren würden. So wie es vielleicht der Chef mit seiner Sekretärin macht. Er durchdenkt eine Angelegenheit und dann ruft er die Dame aus dem Vorzimmer zum Diktat. Sie kommt auf hohen Absätzen hereinspaziert, nimmt auf und formuliert alles aus. In der Biographiearbeit beschäftigen sich Menschen jedoch mit dem, was zumeist Jahrzehnte zurück liegt.
Erlebnisse, die sich in den Tiefen des Unbewussten
jenseits Ihres Alltagsbewusstseins, befinden. Anders als der Chef der im hier und jetzt länger oder kürzer auf einem Thema herum gedacht hat. Der Biographierte will sich erinnern, darum gibt er ja die Biographie oder die Firmenchronik in Auftrag. Aber es dauert eben seine Zeit. Es ist, als ob sich eine Tür öffnet. Sie ist zuerst eine Spalt breit geöffnet und einem schmalen Rinnsal gleich, fließen sie spärlich. Aber irgendwann fließen die Erinnerungen wird ein tosender Fluss. Die Geschichte verdichtet sich, in dem, was erzählt werden will. Die Biographierten überschauen ihr ganzes Leben und haben zumeist Spaß an dieser Auseinandersetzung. Zumeist sage ich deshalb, weil jedes Leben ja auch immer seine Dellen hat. In der Biographiearbeit bietet sich die Chance, diese Dellen aus dem Abstand der Jahre zu betrachten und sich mit ihnen zu versöhnen. Daraus schöpfen Kunden, die diese Möglichkeit nutzen, Wohlbefinden. Meine Kunden sind
Menschen, die das Projekt Ihre Biographie schreiben zu lassen
als ein Phase ihres Lebens ansehen. Eine Phase, in der sie sich oft acht Jahrzehnte persönliches Dasein oder 100 erfolgreiche Firmenjahre anschauen. Es während unserer Interviews systematisieren, kritisch analysieren und überblicken. Meine Kunden sind Menschen, die nach vorn schauen und die sich fragen: „Wer bin ich?“ Wie war das damals“, um daraus folgend zu reflektieren: „Was habe ich damals gut gemacht“ und „Was ist schlecht gelaufen“. Menschen, die eine Vision von ihrem Leben oder für das Unternehmen entwickeln wollen. Das braucht seine Zeit. Das Ergebnis dieses Prozesses ist es, dass sich auf jeder einzelnen Interviewseite Puzzelsteine der Geschichten verbergen, die erzählt werden wollen.
Die wesentlichen und besonderen Fragmente einer Geschichte aufzuspüren,
und sie dann zu formen, erfordert einerseits handwerkliches Können und andererseits nie versiegende Freude am Tun, sowie viel Geduld. Für eine Geschichte aus dem „Kandelaber-Heckmann“ – Das heiße Eisen – spürte ich die Puzzelsteine in fünfzig Interviewstunden auf. Sie setzt sich sich kritisch mit dem Umbau eines alten Bahnhofs zum Berliner Hauptbahnhof auseinander. Diese Fragmente dann so fein zu schleifen, dass die Essenz der Geschichte gleich einem Brillanten übrigbleibt, ist mein Anspruch.
Dafür braucht es mehrere Überarbeitungen, dazwischen loslassen, um die Dinge sowohl beim Biographierten als auch bei der Biographin reifen zu lassen. Dann kommt der der Punkt an dem „es mich schreibt“. Damit meine ich den Zeitpunkt, an dem ich mich durch die intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Projekt von selbigem löse und die vorhandenen Tatsachen, Erkenntnisse und Erlebnisse zu einem gut lesbaren Ganzen verbinde. Sozusagen, den Mörtel einfüge. Fjodor Dostostjewski bringt diesen Augenblick in folgendem Gedanken auf den Punkt:
„Ein Schriftsteller kann erst eine Geschichte aufschreiben, wenn er sie verstanden hat.“
Zu diesem Selbstverständnis zu gelangen dauerte Jahre
denn wir leben in einem Zeitalter indem sich die Uhr des Lebens immer schneller zu drehen scheint. Da im eigenen Rhythmus und bei mir zu bleiben war ein langer Weg. Dafür braucht es aber auch das Vertrauen, dass es Kunden gibt, die genau das wollen: ausgereifte Buchprojekte. Bücher, die ein gelebtes Leben oder erfolgreiches Unternehmertum in Wort und Kleid widerspiegeln.
Rückendeckung auf diesem Weg spüre ich durch brillante Kollegen, wie bespielsweise:
„Thomas Mann, Hermann Hesse, Ernest Hemmingway und Ken Follet.“
Thomas Mann überarbeitete seine Manuskripte bis zu sieben Mal. Diese Mühe wurde 1928 mit einem Nobelpreis für Literatur, für sein Werk – Die Buddenbrocks – belohnt. Ernest Hemingway brachte es auf bis zu dreißig Überarbeitungen. Außerdem meinte er: ‚Der erste Entwurf ist immer Schei..‘ Ken Follet arbeitete an seinen „Säulen der Erde“18 Jahre. Wer das Buch in die Hand nimmt, ist begeistert, mit welcher Intensität die Geschichte im Kopfkino lebendig wird.
Da kann ich mich mit meinen Überarbeitungen und Bearbeitungszeiten für ein Projekt gut einfügen. Last but not least bin ich meinen Kunden dankbar, die genau das suchen, was ich zu bieten habe. Und die mir mit ihrer Zufriedenheit und ihren Referenzen bestätigen, dass ich auf meinem und genau dem richtigen Wege bin.
Mit dem Hinweis auf meine Autorenkollegen
möchte ich von einem weiteren Arbeitsbereich von mir erzählen. Von dem der freien Autorin. Hier kann ich meinen kreativen Fähigkeiten freien Lauf lassen. Denn im Gegensatz zur Auftragsbiographin, die Werke an dem was ist und den Kundenwünschen erarbeitet, habe ich mich hier selbst beauftragt. „Kunstvoll Abschied nehmen – vom Sterben im Leben und im Tode“ ist solch ein Buch. Es erzählt über den Wert des Sterbens als Teil menschlicher Reifungsprozesse.
Obwohl ich es fertig hatte und mit allem rundum zufrieden war, entdeckte ich durch einen Zufall, einen blindenFleck. Bisher hatte ich angenommen, dass das, was im Gesetz steht: „Organe sind nur vom toten Spender zu entnehmen“, rechtens ist. Eine Gruppe von Menschen führte mir dann mit ihren Angehörigen, die sie zur Organspende freigegeben hatten, eindrücklich vor Augen, dass das ein fataler Irrtum ist. In der Beschäftigung mit diesem Material erkannte ich den Widersinn der Worte, die ich immer wieder höre, wenn es um Organspende geht.
„Lebende Organe nur vom toten Spender“
Schockiert musste ich das Gelesene erst mal verarbeiten und lies es ruhen. Ich erkannte für mich, dass ich als potenzielle Organspendenderein, die ich für viele Jahre war, ein sterbender Mensch bin.
Der Entschluss: die dunkle Seite von „Leben weiter geben“
sichtbar zu machen stand für mich fest. Denn wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Ein geistiges Gesetz. Mein Wunsch ist es, wie in dem restlichen Teil des Werkes gehandhabt, den Leser in die Lage zu versetzen seine Wahrheit zu finden, indem ich ihm wegweisende Informationen gebe. Das ist ein mühseliger Prozess. Zum einen musste ich verstehen lernen, was diese medizinschen Begriffe und Tests eigentlich zu bedeuten haben. Außerdem sollte mir der berühmte Blick über den Tellerrand Inspiration geben. In diesem Falle, wie weltweit mit Organspende umgegangen wird.
Grundsätzliches musste ich hinterfragen. Wie den Hirntod, der die Grundlage für Organspende bildet. Seitdem die Havardkommission das Hirntodkonzept auf Basis von Kriterien definierte, ist eine uferlose Diskussion um das für und wider dieses vom Menschengeist definierten Todesart ausgebrochen. Seitdem sind unzählige Kriterien dazu gekommen und wahrscheinlich gibt es soviele Definitionen wie es Länder auf der Erde gibt.
„Was ist nun die Wahrheit?“
Diese Wahrheit lässt sich nur jenseits des Verstandes finden. Berühmte Denker und Philosphen unsterstützen uns in dieser Findung. Der Poet Khalil Gibran sagt beispielsweise:
„Die Wahrheit hat viele Gesichter. Freue dich, wenn du deine Wahrheit gefunden hast. Aber denke niemals, das ist die Wahrheit..“
In diesem Sinne kann nur jeder seine eigene Wahrheit und damit seine Entscheidung für oder wider Organspende finden. Und genau das möchte ich auch mit meinem Buch erreichen. Deswegen spielten mir möglicherweise soviele Zufälle Material in die Hände. Wie göttliche Fügung empfand ich die Begegnung mit Menschen, die mich darin unterstützen, die dunkle Seite der Organspende zu belichten. Drei Jahre nach dem ersten Impuls klärt sich alles und die Puzzelsteine verdichten sich zu einer gut lesbaren Geschichte.
Weiterführende Links
Biographien schreiben lassen
Lebens-Zwischen-Bilanzen schreiben lassen
Firmenchroniken schreiben lassen
Referenzen zufriedener Kunden
Der Schreiber im Wandel der Zeiten
„Kunstvoll Abschied nehmen – vom Sterben im Leben und im Tode.“ – .
Ein Fachbuch fürs Leben
Das Transplantationsgesetz und die Wunder der Heilung
Pingback: Schreibblockaden heilen | Blog von Biographin Irene Wahle
P.S. Arbeite momentan gerade an einer Lebens-Zwischenbilanz und finde dabei ein brillantes Beispiel, in welche geistige Tiefe unsere Gespräche meine Kunden führen. Bei diesem Beispiel handelt es sich um einen mittelständischen Unternehmer, der über den zurück gelegten Weg und seine Vision vom Leben, aber auch über Gott und die Welt nachdenken will. Unsere Gespräche ihn regen an, hallen nach und bringen in jeder Staffel neue Impulse hervor. Lassen Sie sich von den nachfolgenden Gedanken meines Kunden inspirieren. Wir saßen in der vierten Staffel zusammen, als er während einer Inteviewstunde, als wir gerade über den Glauben sprachen, einen Zettel hervor und meinte:
„Ich habe ein Gedicht gelesen. Und dieses Gedicht ging bewegte mich tief. Es heißt: ‚Stille‘“ Dann rezitierte der Kunde dieses Gedicht:
„Stille heißt Rückkehr zur Bestimmung.
Rückkehr zur Bestimmung heißt Ewigkeit.
Erkenntnis des Ewigen heißt Erleuchtung.“
Dann meinte er zu mir:
„Dieses Gedicht lesen ist eins. Aber es richtig zu verstehen, heraus zu finden, was da gemeint ist. Das braucht es Zeit.“
Die Reflexionen seines Nachdenkens klären sich dann in der weiteren Zusammenarbeit.
Pingback: Von Hirntoten in denen neues Leben reift, das sie gebären und ernähren | Blog von Biographin Irene Wahle
Pingback: Irene Wahle: Biographin und Winzerin | Blog von Biographin Irene Wahle
Pingback: Biographie schreiben lassen: Reifung| Blog BiographinIWBlog von Biographin Irene Wahle
Pingback: 10 Jahre Biographin Irene Wahle (1) | Blog BiographinIWBlog von Biographin Irene Wahle
Pingback: 10 Jahre Biographin Irene Wahle (2) | Blog BiographinIWBlog von Biographin Irene Wahle
Pingback: Firmenchronik oder Freude schöner Götterfunken |BiographinIWBlog von Biographin Irene Wahle
Pingback: Über Biographien schreiben lassen und der Selbstwert | Blog BiographinIWBlog von Biographin Irene Wahle