Ein Hoch auf uns Biographen!
… Weil meine Kollegen und ich, wir Biographen dazu beitragen, Menschheits-Geschichte(n) zu bewahren. Wir sammeln die Erinnerungen von Menschen. Und zwar so, dass der Leser oder Zuschauer in der Beschäftigung mit der Persönlichkeit das Gefühl hat, diesem Menschen jetzt zu begegnen. Selbst dann, wenn die Zeitgenossen schon 2000 oder 1000 Jahre verstorben sind. Das macht die Zunft der Biographen möglich und das ist das, was mich immer wieder an meiner Arbeit faziniert und was mich antreibt. Lassen Sie mich meine Gedanken anhand berühmter Persönlichkeiten der Geschichte veranschaulichen
Nur durch einen wortgewandten Mönch-Biographen ist uns beispielsweise die Geschichte einer machtvollen Frau, die im ersten Jahrtausend lebte, so detaiiert überliefert worden. Das geschah vor allem auch deshalb, weil der Klerus, zu denen ja die Mönche gehörten, einige der wenigen Menschen waren, die die Schreibkunst im Mittelalter beherrschten. Unter Adligen war es lange Zeit verpönt, selbst zu schreiben. Dafür hatten Herr oder Frau von und zu ihre dienstbaren Geister. Die Frau von der in meinem ersten Beispiel die Rede ist, ist eine
ungewöhnliche und überaus geistreiche Frau gewesen,
welche in der ersten Jahrtausendwende unserer Zeitrechnung entgegen dem damaligen Zeitgeist auslebte, was in ihr war. Wer den nachfolgenden Beitrag anschaut, mag sich zu Gemüte führen, das in jenen Tagen die Frau als die, die die Sünde in die Welt brachte, angesehen wurde. Wir Weibervolk, die ja damals wie heute die Hälfte der Weltbevölkerung ausmacht, wurden als schlecht und unwert angesehen. Frauen war es sogar verboten lesen oder schreiben zu lernen. Logische Zusammenhänge zu erkennen, das sprach Mann Frauen in jenen dunklen Tagen des Geistes ab.
… Und dann, stellen Sie sich das bitte in diesem Konsens vor, gab es diese Frau, eine begnadete Netzwerkwerin vor dem Herrn, die bereits damals die Kraft von kluger Bündnispolitik erkannte und lebte. Ein kluge Frau, die um die Kraft der Rituale wußte, die ihre Seele immer wieder klärten. Die Rede ist von
Kaiserin Adelheid und ihrem klösterlichen Biographen
Sie wurde als Adelheid von Burgund 931 oder 932 in Hochburgund geboren. In erste Ehe wurde sie mit Lothar von Italien verehelicht. Ihre große Zeit brach an, als sie Gemahlin Ottos des Großen wurde, mit dem neun Jahre, bis zu seinem Tod, verheiratet war. Von nun an gehörte sie der machtvollen Blutlinie der Ottonen an. Sie starb vor 1017 Jahren, am 16. Dezember 999 mit 67 Jahren. Nur 98 Jahre später, 1097, wurde sie heilig gesprochen. Sie war Königin von Italien, ostfränkische Königin und Kaiserin des ostfränkischen deutschen Reiches.
Kaum eine Frau in der Geschichte der europäischen Christenheit
erarbeitete sich eine derart herausragende Position wie sie. Außer vielleicht ihre kluge Schwiegertochter Theophana, der es jedoch letztlich an der Reife der Schwiegermutter fehlte. Adelheid war mit sich und der Welt im Fluss, sie konnte vergeben und gleichzeitig überaus unliebsame Entscheidungen treffen. Sie lebte ihre weibliche Kraft und stand für die Ausgewogenheit der Kräfte, die in der Verbindung der Gegensätze ihren Ausdruck finden.
Adelheid überlegte sich genau, was die Nachwelt über sie wissen sollte. Denn sie wollte ihre Erinnerungen als ein Stück Unsterblichkeit an sie bewahren. Dann fand sie den für sie passenden Biographen in einem Kloster. Dieses Kloster bedachte sie lebenslang mit großzügigen Spenden. Der Mönch, der ihre Memoiren aufschrieb, war ihr wohl auch aus diesen Gründen gewogen. Der Klosterbruder beschrieb die Kaiserin Adelhein in den wohlklingendsten Worten. Der fruchtbaren Kooperation der beiden verdanken wir das Wissen, was wir heute von dieser großen Frau der Geschichte haben.
Unter anderem war Adelheid immer mal wieder im Dom zu Quedlinburg.
Ein Damenstift, der heute als „Frauenort“ machtvolle Frauen der Geschichte ehrt. Auch aus dem Grund, weil die Geschichte der letzten 2000 Jahre durch die Religionen und das Patriarchat, also die „Männerherrschaft“, zumeist eine Geschichte der Männer ist. Das Projekt „Frauenorte“ will sie sichtbar machen, die großen weiblichen Persönlichkeiten die es trotz allem gab. Auch vor dem Hintergrund, dass Frauen weibliche Vorbilder finden, an denen sie sich orientieren können. Ich persönlich bin dankbar, eine Frau wie sie zum Vorbild zu haben. Königswürde zu erlangen ist einer der Ziele, die ein Mensch, der seine Persönlichkeit entfaltet, anstrebt. Damit sie wie beschrieben weniger äußere, also materielle Dinge gemeint. Sondern Eigenschaften wie: sich seiner selbst bewusst sein, machtvoll der eigenen Berufung folgen, bereit zu sein zu vergeben und zu koopierien, die eigenen Gedankenmuster immer wieder in Frage zu stellen, uvm. Adelheit von Burgung war
Lassen Sie sich nun inspieren von diesem wirklich sehenswerten Beitrag.
Ein weiteren Beleg für das wertvolle Wirken von Biographen liefert uns
Friedrich der Große als Autobiograph
später auch der Alte Fritz genannt. Er war es selbst, der seine Memoiren, auch Autobiogrpahie genannt, verfasste. Von dieser ließen sich dann alle späteren Autoren inspirieren. Friedrich dem Großen verdanken wir das, was mit den deutschen Tugenden verbunden wird: Pünktlichkeit, Ordnung, Verlässlichkeit, Disziplin, Geradlinigkeit uvm. Der Alte Fritz wurde in Berlin 1712 als ein Sprössling der Hohenzollern geboren und war König von Preußen, sowie Kurfürst von Brandenburg. In seiner Kindheit trieb der Vater alles aus, was weich und kreativ war an dem jungen Friedrich. Er sollte ein harter Kerl werden. Das ging soweit, dass er mit anschauen mußte, wie sein bester Freund hingerichtet wurde.
Friedrich der Große wurde Freimauerer
und gilt als Repräsentant eines aufgeklärten Absolutismus. Er selbst bezeichnete sich als ersten Diener seines Staates. In der Freimauerer begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe und arbeiten lebenslang daran, ihren „Rauhen Stein“, ihr Leben zu behauen. Um sich am Ende ihres Daseins glatt und geschmeidig beschliffen in den Tempel der Menschlichkeit einzufügen. Freimauer glauben an den großen Baumeister, also etwas, das größer ist als sie selbst. Die Brüder dieses Bundes, der auf die Erbauer der mittelalterlichen Dombauten zurück geht, vereinen sich in diesem großen Denken über alle Ländergrenzen hinweg. Sie gelten als die ersten Menschen, die seit der Aufklärung an ihrer Persönlichkeit arbeiten. Sich selbst erkennen wollen. Doch dieses sich selbst erkennen fand wohl eher verstandesmäßig denn wirklich statt. Sprich, dass er wirklich erwahren hat, die Gegensätze in sich wieder zu verbinden. Seine weibliche und seine männliche Seite.
Der nachfolgende Beitrag ist zu großen Teilen den autobiographischen Aufzeichnung des Preußenkönigs zu verdanken.
Ein letztes Beispiel möchte ich hier ins Feld führen, dass über das Leben eines Menschen aus der jüngsten Vergangenheit erzählt. Die Rede ist von
Guido Westerwelle und seinem Biographen
Auch dank seinem Biographen erfahren erfahren wir etwas über die Geschichte eines Menschen hinter den Kulissen des Offensichtlichen. Wir dürfen eintauchen in das Sein eines Politikers und liberalen Menschen, der durch seine Krebserkrankung den Mut aufbrachte, seine schwache, seine weibliche, Seite zu offenbaren. Dessen großes Ego in der riesigen Herausforderung starb, die ihm das Leben in seinen Weg legte. Einer aggressiven Leukemie galt es sich hinzugeben, im Leben zu sterben, um geläutert wieder aufzuerstehen. Um die schwache, dunkle Seite in sich zu stärken. Seinem Biographen gelingt es, uns einen Guido Westerwelle zu präsentieren, der voller Demut und Dankbarkeit seine Zeit zwischen zwei Leben reflektiert. In einem Text zum Buch heißt es:
„Von einem Tag auf den anderen ändert sich für den ehemaligen Außenminister der Bundesrepublik Deutschland das ganze Leben. Wenige Monate nach dem Ende seiner Amtszeit erfährt Guido Westerwelle, dass er lebensgefährlich an akuter myeloischer Leukämie erkrankt ist.
Sein Buch handelt vom Schock und der Ungewissheit nach der erschütternden Diagnose. Von seiner Erschöpfung während der Behandlung und den Momenten der Todesangst in einem Kölner Krankenhaus. Das Buch erzählt aber auch die Geschichte eines Mannes, der Unterstützung und Solidarität in einem Ausmaß erhielt, das ihn selbst überraschte: von engen Freunden und politischen Weggefährten, von prominenten Zeitgenossen bis hin zu Passanten auf der Straße. Vor allem aber will Guido Westerwelle Kraft und Zuversicht vermitteln: Niemand von uns ist vor Schicksalsschlägen gefeit. Doch es ist an uns, wie wir mit ihnen umgehen. Willst du Amboss oder Hammer sein.“
Letztlich hat Guido Westerwelle das ringen mit sich selbst verloren. Doch auch dank seines Biographen wird Guido Westerwelle uns immer so menschlich und nah sein, wie er es zuletzt war. Aber auch als Politiker der für seinen liberalen Werte mit Herz und Hirn einstand und es als einst Außenminister ablehnte, das deutsche Soldaten in den Kriegen anderer Völker sterben.
Weiterführende Links
Wikipedia
Adelheid von Burgund
Friedrich der Gr0ße
Guido Westerwelle
Zwischen zwei Leben
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