Verehrter Herr Bundespräsident: ich bin irritiert

Verehrter Herr Bundespräsident,

wir sind uns in den Monaten der Wende 1989

„wiederholt begegnet“.

Ich war eine von den Tausenden, die jeden Montag vom Sommer bis zum Herbst, Ihren Fürbitt- Gottes-Diensten lauschte und anschließend still demonstrieren ging. Sie waren für mich damals der,  vor dem ich den Hut zog, weil Sie den Mut hatten, offen für: Freiheit, Gerechtigkeit  und eine friedliche Lösung einzutreten. Sie bezogen in Ihre Predigten sowohl die Regierenden, als auch die Inhaftierten, die Streitkräfte, uns Demonstranten und alle Menschen die in diesen Tagen unterwegs waren, ein.

Sie bestärkten in Ihren Reden
eine immer größer werdende Menschenmenge an eine friedliche Lösung zu glauben. Auch Sie entzündeten mit Ihrer Leidenschaft das Fünkchen in uns, das zum flammenden Inferno auf gedanklicher Ebene wurde.
Es ist nur ein paar Tage her, dass wir multimedial den 25. Jahrestag des Mauerfalls zelebrierten. Zeit in der ich mich wieder an jene Tage erinnerte. Zurück blickte und mich fragte: woher komme ich, wo stehe ich und wohin gehe ich?
Auch durch Ihr Sein bin ich heute die geworden, die ich bin. Eine Frau,die ihren Weg gefunden hat und weiß, dass Freiheit auch Verantwortung übernehmen heißt.

Diese Verantwortung bedeutet für mich unter anderem, mit meinem Leben auf allen Ebenen einen Beitrag für eine friedvollere Welt zu leisten.
Das in der friedvollen Auseinandersetzung, die jeden Menschen als Teil des göttlichen Planes wertschätzt, die Lösung unserer großen Menschheitsprobleme liegt, das habe ich auch von Ihnen gelernt.

Und jetzt lese ich, dass Sie während der Sicherheitskonferenz in diesem Jahr in München davon redeten, dass Deutschland mehr Verantwortung übernehmen soll in der Welt, unter Umständen auch mit militärischer Unterstützung.

Da kann ich nur sagen:

„Herr Bundespräsident, ich bin mehr als irritiert.“

Nachdem ich meine Irritation ein weniglich überwunden habe, möchte ich Sie um etwas bitten:

„Erinnern Sie sich daran, dass es einst Ihre Worte und unser gemeinsamer Glauben waren,  die die Herzen unserer „Gegner“ berührten.
Erinnern Sie sich daran, dass unsere fortwährenden friedlichen Demonstrationen am Montag zu stillen Märschen von Millionen wurden.
Erinnern Sie sich daran, dass unsere friedliebenden Gedanken das Wohl aller Beteiligten im Auge behielten.
Erinnern Sie sich bitte daran, dass alle Glaubensgründer predigten, dass Kampf immer nur zu mehr Kampf führt. Denn das ist das geistige Gesetz der Anziehung.
Genau wie friedvolle Gedanken immer mehr friedvolle Gedanken anziehen, die zu Handlungen werden. Handlungen, die in Liebe vollzogen Mauern zum Einstürzen brachten und den kalten Krieg beendeten.
Sie haben es mit uns und 17 Millionen in einem Land eingeschlossenen, ihrer Freiheit beraubten und bevormundeten Menschen erlebt….
Deshalb bitte ich Sie: erinnern Sie sich daran…“

Mir bleibt an dieser Stelle nur noch die Frage:

„Was ist mit Ihnen seit damals geschehen, verehrter Herr Bundespräsident, dass Sie das Wunder 1989 vergessen konnten?“

Weiterführende Links
Was ist das höchste moralische Ideal?
Freiheit und Verantwortung

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