Sterben und Tod bei den Guarani

In der heutigen lateinamerikanischen Gesellschaft sind die Guarani mit anderen indigen Völkern „Minderheiten“ in vier Ländern. Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay. Die Religion ist offenbar das Element, das sie aus ihrer Kultur auswählten, um sich weiter als Guarani betrachten zu können. Kurt U. Nimuenaju schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Werk über die Rituale der Völker unserer Erde:

Guarani-Familie, Foto: Robertobra, Wikipedia

„Die Guarani schreckt weder Fegefeuer noch Hölle, und über die Bestimmung, welcher seine Seele sich nach dem Tode verfällt, ist er über jeden Zweifel erhaben, sich im Klaren. Der Sterbende gibt also mit der größten Sachlichkeit seinen Hinterbliebenen  die letzten Anordnungen, welche pünktlich befolgt werden, singt, bis die Stimme bricht, seinen Medizingesang.

Der Sterbende weißt jeden tröstenden Hinweis darauf,
das er vielleicht noch etwas leben könnte, unwillig zurück. Ebenso entschieden weist er die etwa zur Heilung gereichte Medizin ab. Er  will möglichst rasch sterben. Auch die Trennung von seinen Lieben fällt ihm leicht, denn der Gedanke der Wiedergeburt stellt  ihm in Aussicht, nach einiger Zeit wieder unter seinen Lieben zu weilen.“

Das Buch fragt weiter:  „Hat sich seit damals, in den vergangenen 100 Jahren daran etwas verändert?“
Nein. Ähnliche Haltungen stellt man noch heute fest. Die Ethnologin, Friedl Grünberg, die Autorin des Buches, „Rituale der Religionen“, sagt in etwa:

„Viele Erfahrungen konnte ich bei den Guaranis machen. Doch die Art wie sie sterben, hat mich am meisten beeindruckt. In diesem Moment zeigte sich für mich, dass Religion für diese Ureinwohner tiefste Realität ist. Niemals habe ich einen Menschen in Agonie, also mit dem Tod kämpfend, sterben sehen. Egal welchen Alters.“

Sie schreibt weiter: „Meistens weiß ein Kranker drei Tage vor seinem Tod, dass er sterben wird. Das teilt er seiner Familie mit. Er nimmt keine feste Nahrung mehr zu sich, um seinen Körper leichter werden zu lassen. Sein Geist soll sich leicht vom Körper lösen können. Ist der Sterbende ein älterer oder reifer Mensch, werden ihm Grüße für verstorbene Verwandte mitgegeben. Alle Angehörigen, Nachbarn und Kinder sind um den Sterbenden versammelt. Leise spricht man mit ihm oder befeuchtet seine Lippen. Wird sein Atem schwächer, so ruft ihn jemand beim Namen, um zu sehen, ob er „noch da“ ist. Hat er seinen letzten Atemzug getan, wird noch einmal geprüft, ob er wirklich zu atmen aufgehört hat. Dann sagt jemand:  ‚ohòma – er ist gegangen‘. Dann fangen die Angehörigen zu weinen an.“

 

Weiterführende Informationen

Setzen Sie sich gemeinsam mit der BiograhinIW mit Ihrem Lebensende auseinander 

Lesen Sie mehr zu den Funktionen der Rituale und Symbole auf Wikipedia

4 Antworten auf Sterben und Tod bei den Guarani

  • Liebe Frau Wahle,

    zunächst meinen herzlichen Glückwunsch zu Ihrem gut gestalteten und gut gelungenem Blog. Wie Sie vielleicht wissen, machen meine liebe Liebe und ich gerade Urlaub in Brasilien und Argentinien.

    In der Überschrift zu diesem Artikel, sprang mir als erstes das Wort „Guarani“ ins Auge. Auch im letzten Jahr waren wir etwa um diese Zeit in Südamerika und machten einen Abstecher nach Paraguay. Die dortige Währung heißt nämlich „Guarani“.

    In Paraguay besuchten wir auch die Maka-Indianer. Eine direkte Unterhaltung konnten wir nicht führen, aber trotzdem war es ein sehr beeindruckendes Erlebnis für uns.

    Aus dem warmen Brasilien, viele Grüße nach Deutschland.

    Mit farbenfrohen und 🙂 Grüßen, Ihr Opti-Maler-Partner,
    Werner Deck

    • BiographinIW sagt:

      Lieber Herr Deck,

      vielen Dank für Ihre Glückwünsche und Ihr Feedback für meinen Blog, sowie für Ihre Gedanken zum Beitrag.
      Die Welt scheint wahrlich ein Dorf zu sein und so bleibt mir nur Ihnen weiterhin einen wunderbaren Urlaub in Brasilien und gute Erholung zu wünschen.
      Mit guten Grüßen
      BiographinIW

  • Frank Kawalek sagt:

    Liebe Frau Wahle,
    ich habe von 2006 bis 2014 in Paraguay gelebt und bin auch in das Dorf der Makaindianer nähe der Remansobrücke am Rio Paraguay gefahren. Trotz daß die Indianer sehr arm sind, sind sie absolut ehrlich hilfsbereit und freundlich.
    Ich habe mit einigen Freundschaft geschlossen und ihnen versprochen wieder zu kommen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte ich zurück nach Deutschland.
    Ich möchte wieder hin und die Geschichte ihres Stammes aufschreiben. Nur die Alten unter ihnen kennen noch die alten Götter und ihre Geschichte. Die jüngeren sind alle Christen geworden und hören nichts mehr von ihrer Vergangenheit!
    Viele Grüße Frank Kawalek

    • BiographinIW sagt:

      Hallo, Herr Kawalek,

      vielen Dank für Ihren wertvollen Kommentar. Wie wunderbar, dass Sie dort so empfangen wurden und wie traurig, dass auch dieser Stamm eine derartige Entwicklung nimmt. Wie gut es ist, das es Menschen wie Sie gibt, die mit ihrer Arbeit Kulturgut von Mutter Erde bewahren hilft.

      Viel Erfolg und gute Genesungswünsche

      Biographin Irene Wahle

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