Die Lebens-Zwischen-Bilanz ist die Belohnung für all meine Bemühungen (2)

„Die beste Rendite meines Lebens“,
definierte er einst diese Zusammenarbeit, in der er unglaublich viel für sich klärt. Ein Umstand der mich als Biographin zutiefst freut. Aber auch weiterhin eine Kooperation, aus der er weiterhin Anregung mitnimmt und in gewohnter Unternehmermanier umsetzt.
Durch seine innere Arbeit verändert sich seine Persönlichkeit seinem Wunsch gemäß. Er wird ruhiger, die Skala seiner Zufriedenheit steigt von Mal zu mal. Er sieht sich heute noch immer in der Verantwortung, definiert diese aber anders. Die Welt um ihn mit seinen Menschen verändert sich auf wunderbare Weise, die ihn noch dankbarer zurück lässt.
Es ist noch immer ein Weg, der auch Rückschläge bereit hält. Denn

„es irrt der Mensch solang er lebt“,

Ein abweichen vom Wege, ein zurück fallen in alte Gewohnheiten.
Um dann über diese Umwege hinweg wieder sich selbst ein Stück näher zu kommen. Mein Kunde reflektierte das so:

„Dann habe ich wohl noch was zu lernen gehabt.“

Ich selbst habe große Hochachtung davor, in welch kurzer Zeit er seine bisher unbeleuchteten Baustellen erhellt und Lösungen sucht. Dinge, die oft Jahrzehnte ob der eingangs erwähnten Gründe ein Schattendasein in seinem Unbewussten fristeten.
Der starke Macher lernt seine weibliche Seite kennen. Jene Seite, die wir alle in uns tragen und die uns unterstützt mit uns selbst und unserer Welt in Harmonie zu leben. Der Kunde lernt, seine weibliche Seite anzunehmen und wertschätzen. Das ewig-göttlich-weibliche in uns. Die Kraft des Unbewussten, die auf empfangen programmiert ist. Weise Ratgeberin, aus der die innere Stimme zu uns spricht. Die sich erlaubt, schwach zu sein. Die behütet und bewahrt. Jene Kraft, aus der wir alle geboren werden und in deren Schoß wir in der Stunde unseres Todes zurückkehren.
Dr. Andreas Gutjahr, der ….. sagt darüber:

„Die Integration des männlichen und weiblichen Prinzips ist für die Gesellschaft und für den Einzelnen eine Bewusstseins-Entwicklungs-Herausforderung.“

Geschenke aus der Hinwendung zu dem, was in der Dunkelheit unseres Unbewussten verborgen ruht, sind für den Kunden bisher vielfältig. Beispielsweise im tieferen Erleben seiner Gefühlswelten und im Staunen darüber, sich auch in seinen schwachen, sanften Seiten annehmen zu können. Eine seiner Führungskräfte meint über den in seiner Umwelt sichtbaren Wandlungsprozess:

„Ich weiß nicht, was du nimmst. Aber nimm es bitte weiter.“

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Alboth`s Restaurant im Dorotheenhof, Foto Alboth

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Romantikhotel Dorotheenhof, Foto PResse Dorotheenhof

Sich auf diesem transformierenden Wege wissend
trafen wir uns zu einer weiteren Staffel, ungefähr 3.6 Kilometer vom Weimarer Stadtzentrum, im Hotel Dorotheenhof. Das 4-Sterne-Hotel liegt inmitten einer Parklandschaft, eingebettet in einen Weinberg des kleinen, aber feinen Weinanbaugebietes Saale – Unstrut.
Der Dorotheenhof ist das einstige Anwesen des Carl von Kalckreuth und belieferte einst die Fürstin Anna Amalia, Begründerin der gleichnamigen weltbekannten Bibliothek, mit all dem, was ein Fürstenhaus so braucht.
Geführt wird das Romantikhotel vom Ehepaar Alboth.
Claus Alboth, Geschäftsführer und Gourmetkoch absolvierte seine im „Steigenberger Hotel“ in Berlin, wechselte dann zu „Rockendorf’s Restaurant“, über das „Restaurant Harlekin“ zum „Grand Hotel Esplanade“ in Berlin. Ende der 80ziger Jahre zog es ihn hinaus in die weite Welt und er arbeitet für zwei Jahre auf Kreuzfahrtschiffen. Anfang der Neunziger die Rückkehr an an Land und zur Hotelkette „Steigenberger Hotel Maximilian“, um dann 1992 in Erfurt sesshaft zu werden. Zuerst als Küchenchef im „Hotel Erfurter Hof“, dann im „Hotel Domizil“ in Apfelstädt. Ab 1997 kochte er in „Alboth’s Restaurant im Kaisersaal“ in Erfurt, wo er 2002 auch Küchendirektor wurde. Dieses Restaurant gehört zu den 100 besten Restaurants in Deutschland. 2011 wurde Claus Alboths dreißig jähriges Streben in seinem Fach mit dem „Aufsteiger des Jahres“ im Gault Millau belohnt.
An diese Tradition knüpft das Ehepaar an. Denn laut der Zeitschrift Brigitte gehört das Romantikhotel Dorotheenhof zu den 100 besten Adressen in Deutschland.
Wenn ich als Gast in das im Landhausstil eingerichtete Romantikhotel komme, dann werden die Wünsche von den Augen abgelesen. Sonderwünsche einkalkuliert. Das Personal ist dezent und trotzdem präsent. Der Chef des Hauses dreht an so manchem Morgen seine Runden, um seine Gäste persönlich zu begrüßen. Diese angenehm-stilvolle Atmosphäre gefällt auch meinem Kunden

Für unsere Gespräche steht der Wohnraum
der Suite zur Verfügung.

Trotz voller Belegung an ein paar Tagen dieser Staffel ist es im Haus unwahrscheinlich still. Das ermöglicht eine gesammelte Arbeitsatmosphäre.
Frühstück mit Zeit in Muße und wohltuendem Ambiente inbegriffen.
Wir haben eine Tagesordnung abgestimmt, die ob der geringen Anzahl an Interviewstunden meinem Kunden ein Lächeln abgewinnt. Sie ist Wegweiser unseres Miteinanders.
Der Kunde hat sich eingelassen, nimmt an, will wie immer dazu lernen. Kann die Pausen mittlerweile auch gut annehmen.
Auf diese Weise kommen wir gut voran. Meditieren hin und wieder.
Lustwandeln wie in hoch herrschaftlichen Zeiten in den Pausen im Park mit seinem wundervollen, im Laufe der Jahrzehnte gewachsenen Baumbestand. An einem Tag besuchen wir die Tag die Anna – Amalia – Bibliothek. Ein Ort die neben den kostbaren Büchern auch so manche Rarität und Geschichten zu bieten hat.

Anna-Amalia-Bibliothek

Anna- Amalia- Bibliothek, Weimar, Foto Irene Wahle

Für mich als Biographin ist es ein Geschenk,
in welch rasanten Schritten die Veränderung mit meinem Kunden von Statten geht. Wie sich sein Leben klärt und das Buchprojekt reift.
Aus dem, der nach einem halben Satz zum nächsten Satz hastete und innerhalb von fünf Minuten erzählerisch einmal die Erde umrundet hat, ist einer geworden, der ganz bei sich ist. Sich zurück lehnt, sich in einen Gedanken vertieft und weiß, dass es noch viel zu tun gibt. Beispielsweise im Bereich der Unternehmensnachfolge für die Zeit wo er

„Biogasanalgenbauer im Nebenjob ist und ansonsten sich selbst findet.“

Wir besprechen die Kriterien, zu welchen Konditionen er bereit ist, sein Unternehmen wem anzuvertrauen. Genau wie seine Wünsche bezüglich dessen, was er aus seiner zwanzigjährigen Erfahrung in dem Bereich an der Technik verändern möchte, wenn er aus der Hauptverantwortung heraus ist. Manches erledigt sich auf dem Wege, wie beispielsweise ein technisches Detail, das Energie ungenutzt verpuffen lies. Das war für ihn, dessen oberste Priorität

„schonender Umgang mit unseren Ressourcen, denn wir haben nur eine Welt“

eine Wohltat.

So vergehen die Tage und Stunden,
Fragen beantworten sich, Baustellen klären sich und seine Vision verdichtet sich. Im Feedback meint mein Kunde:

„Die Interviewstunden hatten es ganz schön in sich. Mir reicht es jetzt.“

Das kann ich gut verstehen. Als mein Kunde mit das reflektiert, lasse ich nur ein leises Lächeln aufleuchten. Es ist für ihn wie für die meisten Menschen anstrengend, viele Stunden am Tag über sich selbst und die Baustellen, die erlöst werden wollen nachzudenken. Denn als Unternehmer ist er eher gewohnt über die anderen nachzudenken.
Wie in vielen Leben gibt es auch bei diesem Menschen Baustellen, die trotz aller Bemühungen der Erlösung harren. Für derartige Projekte biete ich Rituale an kraftvollen Orten an. So auch bei diesem Kunden. Anfangs doch recht skeptisch, sah er mich mit diesem leicht amüsierten Lächeln an und winkte ab.
Da aber trotz aller Verstandesarbeit eine dauerhafte Lösung ausblieb, lies er sich bei meinem zweiten Vorschlag darauf ein.

Der Weg führt uns aus Weimar weiter in den Harz.
Auf der Route dorthin möchte der Kunde das KZ Buchenwald besuchen. Es ist für ihn der Abschluss einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Dritten Reich und der Frage:

„Wie konnte das geschehen?“

Er fährt allein dorthin und wir vereinbaren einen Treff im nahe gelegenen Bad Frankenhausen.
Nur wenige Stunden später berichtet mir mein Kunde von seinem Ausflug in die Stätte des Grauens. Er erzählt über die eigentümliche Stille, die wie eine Glocke über dem Buchenwald und dem ganzen Lager schwebt. Aber auch von dem Gefühl, dass die dort begangenen Verbrechen unauslöschlich in die Atmosphäre des einstigen KZs eingraviert sind. Dieser Besuch scheint für ihn wie der günstige Augenblick zu sein, ein ihn lange beschäftigendes Thema abzuschließen.

Der Ettersberg am südlichen Rande des Harzes gelegen,
auf dem wir uns getroffen haben, ist jener Ort an dem 1525 die letzte Schlacht des Bauernkrieges ausgetragen wurde. Meinem Kunden, der sich auch auf dem Gebiete der Kunst weiter entwickeln möchte, schlage ich deshalb vor, das Panoramamuseum zu besuchen. Es beherbergt das größte Wandbild Europas. Auf 1722qm Leinwand verewigte der über die DDR Zeiten hinaus erfolgreiche Maler Werner Tübke das Geschehen jener Tage. In Auftrag gegeben hatte es die Regierung der DDR anlässlich des 450. Jahrestages der „ersten frühbürgerlichen Revolution“ wie die Führenden des Arbeiter – und Bauernstaates dieses Ereignis nannten. Ein sehenswertes Bild, dass die Geschichte einer Schlacht, einer Zeit und eigentlich die Geschichte des ewigen Kreislaufs von Leben, Sterben, Tod und Wiedergeburt erzählt. Ein Bild über jene Zeit, als die mittelalterlichen Strukturen zusammen brachen und die Renaissance anbrach. Jene Zeit, in der Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, der Buchdruck erfunden wurde, zwei Kaufleute aus Nürnberg die ersten Sozialwohnungen schufen die es noch heute gibt. Aber auch jene Zeiten in der die Wissenschaften aufblühten, Kopernikus entdeckte, dass die Welt eine Kugel ist und Erasmus von Rotterdam tiefe Erkenntnisse gewann.
Selbst schaue ich mir das Bild seit der ersten möglichen Besichtigung 1989 im Abstand von Jahren immer wieder an. Es fasziniert mich, sowohl in seiner Bildgewalt, als auch in seiner tiefen Aussagekraft. Tübke recherchierte drei Jahre für dieses Bild und schuf es gemeinsam mit Studenten im Verlaufe von weiteren sieben Jahren. Mit seiner Malweise schließt er an die Tradition mittelalterlicher Maler, wie Hieronymus Bosch an. Sie nutzten in einer Zeit, in der nur der Klerus und wenige andere der Schrift kundig waren, die Bildsprache. Eine Sprache, die über Jahrtausende Teil unseres kollektiven Unbewussten geworden ist. Ein Wissenschaftler sagte darüber: „Das Bild ist die höchste Form der Kommunikation.“
Ich freue mich, dass mein Impuls einen Nerv bei meinem Kunden und seinen Fragen getroffen hat. Wir hören uns die Erklärungen an, die ein Mann gibt, damit sich die Menschen auch mit ungeübten Augen in dem Monumentalgemälde orientieren können. Wir vertiefen uns solange in das Kunstwerk, bis das Licht um das Bild gelöscht wird und diese Welt im Dunkel versinkt.
Dann machen wir uns wieder auf den Weg.

Die Dunkelheit ist herein gebrochen
als wir in unserem Hotel am Rande des Harzes ankommen. Wir essen einen Happen und bereiten uns auf unseren draußen-sein-Tag vor. Es wird eine Zeit zwischen den Zeiten. Für meinen Kunden, der gewohnt ist, nur selbst das Heft in Händen zu halten, ist es ein einlassen auf Neues.

„Das das so funktioniert, hätte ich nie für möglich gehalten…“,

meint er abschließend. Und ich freue mich von Herzen für ihn.

Waldweg im Harz, Foto Irene Wahle

Wir verabschieden uns. Wir sind wieder weiter gekommen, sowohl mit seiner Biographie, als auch mit seinen Baustellen. Dankbar fahre ich nach Hause.

 

 

Weiterführende Links
Lebens-Zwischen-Bilanzen schreiben lassen
Romantikhotel Dorotheenhof
Anna- Amalia – Bibliothek
Weimar

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